Fabeltiere

Wenn ich meine Fotos anschaue, entsteht in meiner Fantasie oft schon deren Fortsetzung: Was kann man damit noch machen? Seit den 70er Jahren experimentiere ich mit Collagen und Fotomontagen, mit Doppelbelichtungen, Solarisationen, mit kaputten Negativen und Polaroids, mit Doppeldrucken, wie sie als Abfälle beim Buchdruck entstehen. Ich sammle solche Abfälle, für mich sind sie Schätze.

Meine surrealen Bilder habe ich bislang selten gezeigt. Und wenn, stießen sie eher auf Ablehnung, vielleicht, weil sie auf den Betrachter gruselig oder bedrohlich wirken. Für mich sind es Albtraumbilder. Früher habe ich meine Angstträume aufgeschrieben. Bis heute kommen oft Tiere darin vor – glitschige Wasserwesen, wilde Katzen, Schlangen.

Ein Hase zum Beispiel ist normalerweise kein Tier zum Fürchten. Zwar ist er von seinem Naturell her kein Kuscheltier, aber wenn er Gefahr wittert, rennt er davon, der Hasenfuß. In meiner Doppelbelichtung dagegen kommt eine andere Natur zum Vorschein: der Hase als Herrscher, als groteskes, übernatürliches Wesen mit Fähigkeiten, die einem Angst machen können, aufgetaucht aus dem Unbewussten.

Walter Schels